Jeden Tag und jede Nacht – immer wieder aufs Neue – überholen sich Lkws gegenseitig. Allein in Europa, jetzt in dieser Minute, wohl tausendfach. Für uns Lkw-Fahrer ist dieser Vorgang immer wieder spannend und manchmal sogar etwas aufregend. Für die Pkw-Fahrer gilt dies jedoch mit Sicherheit nicht.

Die Straßenverkehrs-Ordnung regelt das Überholen

Nach § 5 Abs. 2 Straßenverkehrs-Ordnung (STVO) darf nur überholen, wer eine wesentlich höhere Geschwindigkeit als der zu Überholende fährt.

Elefantenrennen_StVO

https://www.gesetze-im-internet.de/stvo_2013/__5.html

 

Jeder kennt diese Elefantenrennen

Elefantenrennen ist in weiten Teilen Deutschlands ein allgemein gebräuchlicher Begriff der Umgangssprache, der im übertragenen Sinne die Situation beschreibt, wenn ein LKW einen anderen auf einer Autobahn oder einer anderen Straße mit mehreren Fahrstreifen und mit nur geringem Geschwindigkeitsunterschied überholt.

In der bundesdeutschen Straßenverkehrsordnung wird dieser Vorgang als „Überholen mit zu geringer Differenzgeschwindigkeit“ bezeichnet und wird – da nicht gestattet – mit 80 Euro Bußgeld sowie einem Punkt im Flensburger Verkehrszentralregister geahndet. (Quelle Wikipedia)

https://de.wikipedia.org/wiki/Elefantenrennen

Die Bußgeldstellen haben sichere Einnahmen

Für die Bußgeldstellen bedeutet die Vorschrift, die im Bußgeldkatalog unter der Nr. 18 aufgenommen wurde, eine sichere und neue Einnahmequelle. Das Vergehen wird meistens mittels Video (System VAMA) erfasst und ist somit unwiderruflich nachweisbar. Die LKW-Fahrzeuge sind i. d. R. mit dem gesetzlich vorgegebenen Geschwindigkeitsbegrenzer (§ 57 c StVZO) ausgerüstet. Dieser drosselt normalerweise bei 90 km/h die Geschwindigkeit. Somit ist es nahezu unmöglich, unter normalen Umständen, also bei einer ebenen Autobahnfahrt, eine größere Differenzgeschwindigkeit als 15 km/h zu erreichen.

Geschwindigkeitsbegrenzer im Alltag

Beschäftigen wir uns einmal etwas genauer mit dem Geschwindigkeitsbegrenzer. Wie allgemein bekannt, gilt für LKWs in Deutschland eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h auf Autobahnen.

Nur wie sieht das im vereinten Europa aus?

In den Ländern Frankreich, Belgien, Estland, Litauen, Luxemburg, Portugal (nur Sattelzug), und Spanien: 90 km/h

Großbritannien : 96 km/h

Bulgarien : 100 km/h.

Für die Allgemeinheit der Pkw-Fahrer, die es (fast immer) eilig haben, sieht das wahrscheinlich so aus: „Sieh mal an… Der LKW-Fahrer z.B. aus Bulgarien kommt aber schnell an seinen Kollegen vorbei. Der kann aber wirklich fahren!!!“




Für einen Berufskraftfahrer mit seinem LKW lautet die Zweckbestimmung, die Ladung pünktlich beim Kunden abzuliefern und abzuholen. Speditions-/Transport-Unternehmen sind „Dienstleister“. Das bedeutet, der Kunde beauftragt ein Unternehmen mit der Abholung oder der Lieferung der Ladung, gleichwohl in welcher Form und Beschaffenheit, und bestimmt gleichzeitig auch den Zeitpunkt.

80 km/h als zugelassene Höchstgeschwindigkeit

Der Vorteil eines Tempolimits von 80 km/h für LKWs auf Autobahnen ergibt sich durch die „Kostenersparnis“ im Kraftstoffverbrauch und im Verschleiß.

Wir schieben immerhin eine Fläche von ca. 6 Quadratmetern vor uns her. Es ist nachweislich so, dass ab einer Geschwindigkeit von 83 km/h der Kraftstoffverbrauch erheblich ansteigt!

Dieser Mehrverbrauch bei einer erhöhten Durchschnittsgeschwindigkeit bis 90 km/h liegt bei ungefähr 10%.
Beispiel: Bei einem LKW mit einer Laufleistung von 150 000 Kilometer im Jahr und einem aktuellen Dieselpreis von 1,43 Euro kommen gut 2.000 Euro zusammen, die sozusagen in die Luft geblasen werden. Nehmen wir einen Fuhrpark von z. Bsp. 50 Fahrzeugen, dann sind es schnell mal 100.000 Euro im Jahr!

Fazit: Unser beispielhafter bulgarischer Kollege kommt mit seinem auf 100 km/h begrenzten LKW zwar vielleicht 10 Minuten eher beim Kunden an. Aber er ist ganz bestimmt nicht wirtschaftlich für sein Unternehmen gefahren!

Mein Tipp: Haltet euch an die vorgeschriebene Geschwindigkeit von 80 km/h.
Nehmt das bisschen „Luft nach oben“ nur kurz zum Überholen.
Es lässt sich so wirklich viel entspannter fahren. Einfach mal ausprobieren!

Dennoch bin ich mir bewusst: Es wird sie weiterhin geben – die Elefantenrennen.

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